Wie entstehen schmerzen ?
Physiologisch betrachtet werden Schmerzen durch einen Vorgang
generiert, der
Nozizeption genannt wird.
Spezifische Nervenrezeptoren werden bei Gewebebeschädigung stimuliert
und senden über ihre Nervenfasern einen Impuls zu einer ersten
Schaltstelle im Rückenmark. Der Stimulus wird dann über ein zweites
Neuron entlang des sogenannten Tractus Spinothalamicus bis zu einer
zweiten wichtigen Schaltstelle im Gehirn gesandt, dem Thalamus. Von
dort gelangt die Information über ein drittes Neuron bis in den
Sensorischen Cortex. Jetzt weiß unser Gehirn wo genau das Problem
stattgefunden hat und welcher Art es ist, es kann die Information also
als Schmerz
interpretieren.
Das Prinzip ist daher recht einfach : Schmerz
entsteht, wenn Gewebe beschädigt wird. Das konnte jeder in seinem
Leben schon nachvollziehen. Die Lösung - während das Gewebe noch heilt
- besteht darin, die Stimulierung der nozizeptiven Nervenrezeptoren zu
unterdrücken. Genau so funktionieren Wirkstoffe wie Paracetamol oder
Ibuprofen.
Aber wie sieht es mit Schmerzen aus, die noch
anhalten längst nachdem die Wundheilung abgeschlossen ist ? Schmerzen,
die anscheinend willkürlich kommen und gehen ? Die in ihrer
Intensität, Qualität und sogar Lokalisierung varieren können ?
unerklärliche schmerzen
“Das ist alles nur in Ihrem Kopf“ ist ein Satz, den viele
Schmerzpatienten schon hören mussten. Auch wenn er etwas nüchtern
klingt, ist er deshalb nicht falsch. Aber auf eine andere Art, als
Patienten vermuten, wenn sie ihn von ihrem Arzt hören.
Erinnern wir uns, dass Schmerz nichts anderes ist, als eine Anzahl
von elektrischen Impulsen, die über verschiedene Schaltstellen und
Neuronen ins Gehirn gelangen. Dort erst werden die Signale als
Schmerz gedeutet. Es spielt sich also tatsächlich in Ihrem Kopf ab,
doch das bedeutet noch lange nicht, dass der Schmerz nicht sehr reel
ist. Schmerz ist eine Interpretation von Informationen. Und wie alle
Interpretationen kann diese falsch sein.
Denken Sie an einen Geschäftsführer, der die Ergebnisse seiner
Gesellschaft analysiert. Wenn er sich hauptsächlich auf die Verlust
bringenden Geschäftsfelder konzentriert, weil ihm noch nicht alle
Zahlen vorliegen oder diese seine eh schon bestehenden Befürchtungen
zu bestätigen scheinen, wird sich das in seinen Konklusionen und
strategischen Entscheidungen wiederspiegeln.
Aus ähnlichen Gründen können Schmerzempfindungen entstehen, für die
es keine direkten medizinischen Erklärungen gibt.
die “gate control" theorie
Unsere Zellen werden permanent beschädigt. Die reine Tatsache, dass
wir uns bewegen, führt zu konstanten Miroentzündungen in unserem
Gewebe. Warum empfinden wir also nicht durchgehend Schmerzen ? An
der ersten Schaltstelle für nozizeptive Reize im Rückenmark kommen
noch weitere Information des Körpers an : die Propriozeption.
Um ein komplexes Thema sehr grob zu vereinfachen, kann man sagen,
dass Propriozeption der Summe der Körperinformationen wie Druck,
Spannung u.ä. ist, die uns erlaubt unsere Position in einem Raum zu
erkennen und angemessen auf Veränderungen zu reagieren. Dies
ermöglicht uns z.B. in einem Supermarkt mit ausgestrecktem Arm einen
Beutel Orangen anzuheben, ohne durch das zusätzliche Gewicht nach
vorne zu kippen.
Weiterhin stark vereinfacht besagt die Gate Control Theorie, dass
die Weiterleitung nozizeptiver Reize im Rückenmark unterdrückt
werden kann, wenn an der gleichen Stelle eine genügende Anzahl von
propriozeptiven Reizen stattfindet. Aus diesem Grund reiben wir uns
den Ellbogen, nachdem wir ihn an der Tischkante gestoßen haben, oder
schütteln die Hand und drücken fest den Finger, wenn wir ihn
verletzt haben. Wir versuchen instinktiv die erste Schaltstelle im
Rückenmark mit propriozeptiven Reizen zu überfluten, um so die
Nozizeption zu unterbrechen.
die rolle des thalamus
Die zweite Schaltstelle der nozizeptiven Reizleitung befindet sich
im Thalamus, einer wichtigen Struktur im Gehirn, genauer gesagt im
Diencephalon. Aber der Thalamus macht weit mehr als nur eine simple
Weiterschaltung von Reizen. Nahezu sämtlicher Input vom und zum
Gehirn läuft über diese Struktur. Unsere Erinnerungen und Gefühle,
was wir sehen und hören, und selbstverständlich unsere
Propriozeption und Nozizeption. Unter anderem filtert der Thalamus
die Unsumme von Reizen, die uns überfluten. Er priorisiert
die verschiedenen Informationsflüsse. Dies ermöglicht uns, ein
Gespräch mit einer Person in einem lautem Raum zu führen oder kann
einem Kind helfen Schmerz zu vergessen, indem wir seine
Aufmerksamkeit auf einen bunten Schmetterling im Garten lenken.
Je mehr Aufmerksamkeit wir einer Information schenken, desto höher
wird sie vom Thalamus priorisiert. Das ist das bekannte Phänomen des
Tinnitus, der umso lauter wird je mehr wir darauf achten oder je
weniger andere Geräusche uns davon ablenken. Dieses trifft ebenfalls
für Schmerzen zu, die umso stärker und nachhaltiger werden, wenn wir
sie schon erwarten oder aufgrund schlechter Erfahrungen befürchten.
Und die Neurobionomy ?
Kehren wir einen Moment zurück zum Beispiel des Geschäftführers. Seine
Entscheidungen beruhen auf einer Interpretation der erhaltenen Zahlen.
Einerseits fehlen ihm Datensätze, um die Verlustmeldungen zu
relativisieren. Im Schmerzthema würden wir sagen, dass er über weitaus
mehr nozizeptive als propriozeptive Reize verfügt. Andererseits haben
seine Befürchtungen und möglicherweise früheren Erfahrungen dazu
beigetragen die negativen Ergebnisse zu überbewerten. Auf den Schmerz
bezogen hat der Thalamus aus diversen Gründen die nozizepten Reizen
priorisiert.
Ziel der Neurobionomy ist die propriozeptiven Reize
zu optimieren und zu verstärken. Eine spezifische neurofunktionelle
Arbeit am Körper ermöglicht dem zentralen Nervensystem die aktuelle
Situation neu zu bewerten. Falls notwendig werden in einem zweiten
Schritt die verschiedenen Gründe behandelt, die dazu führen können,
dass der Thalamus Schmerzinformation gegenüber anderen priorisiert.
Indem sie auf den beiden hauptsächlichen
Schaltstellen der nozizeptiven und propriozeptiven Reizleitung
arbeitet, ermöglicht die Neurobionomy nicht nur schnell gewisse
Schmerzen zu lindern, sondern auch die globale Stabilität und
Performance des Körpers zu verbessern.
neurobionomy und Emotionen
Ebenso wie das zentrale Nervensystem körperliches Feedback
fehlinterpretieren kann und somit z.B. alte Schonhaltungsmuster
unnötig aufrecht erhält, können auch das reine Erwähnen von Wörtern,
Bildern oder Erinnerungen starke körperliche und emotionale
Stressreaktionen triggern. Auch hier beruhen die Reaktionen auf
unwillkürlichen Fehlinterpretationen von Reizen, da den Patienten
natürlich bewußt ist, das ihre Reaktion absolut nicht an die aktuelle
Situation angepaßt ist. Ebenso wie bei persistierenden körperlichen
Schonhaltungen verhält sich der Organismus so, als ob er sich immer
noch in der ursprünglichen traumatischen Situation befinden würde,
obwohl dieses schon längst nicht mehr notwendig ist.
Während der Behandlung wird auch hier durch das
Kombinieren verschiedener Reize in Verbindung mit Simulation oder
Erwähnen der emotional empfindlichen Erinnerungen eine Neubewertung
der Situation veranlaßt. Das Nervensystem versucht seine Reaktion auf
die Erinnerung neu einzustellen, um effizienter auf die gegenwärtige
Situation zu reagieren. Die Patienten verspüren oft eine deutliche
Verminderung der subjektiven Belastung, wenn die emotionale
Problematik anschließend nochmal besprochen wird.
Neurobionomy® erhebt selbstverständlich nicht den
Anspruch herkömmliche Psychotherapeutische Maßnahmen zu ersetzen. Die
Therapie ist vielmehr eine Ergänzung, um Erkenntnisse, die die
Patienten bewußt verarbeitet haben, ganzheitlich zu integrieren.